SUPERDEMOKRATIE - Der Senat der Dinge

Drei Kulturinstitutionen werden im Oktober während der Ausstellung SUPERDEMOKRATIE mit dem belgischen Senat im Dialog stehen. BPS22 in Charleroi, BOZAR in Brüssel und M HKA in Antwerpen geben der aktuellen Problematik des Senats eine kulturelle Dimension

1.10.2017 - 31.10.2017

Marcel Berlanger

°1965
Works in Brussel, BE
Lives in Brussel, BE

Schon sehr jung erlernt Marcel Berlanger die Praktiken der Malerei mit seinem Großvater, Walter Hasseweer. Er studiert an der Schule Saint-Luc und der Ecole de Recherches Graphiques (ERG) in Bruxelles, unter anderem mit Joëlle Tuerlinckx, Marc Vanhove, Marthe Wéry und Pierre Carlier, bevor er ein Praktikum der Malerei im großen Format bei Alexandre Obolensky absolviert. Nach seinem Studium trifft er im Jahr 1993 Jean de Nys, mit dem er seit der Eröffnung der Galerie IN situ in Alost zusammen arbeitet. Er nimmt an zahlreichen Ausstellungen teil und unterrichtet selbst an der ERG. 2001 stellt er in Venedig am Rande der Biennale unter Kommissar Laurent Jacob aus und 2003 in der Academia Belgica in Rom unter den Kommissaren von Pierre-Olivier Rollin und Frank Maes. Seit mehreren Jahren arbeitet er mit seiner Schwester Françoise Berlanger an Kreationen, die mehrere Disziplinen wie Theater, Performance und Musik vereinen.

Das Werk von Marcel Berlanger schwankt zwischen Hyperrealismus und Abstraktion, Fotografie und Malerei. Der Künstler arbeitet mit einem beschränkten Verzeichnis an Motiven, die er in zahlreichen Formen darstellt und auf jedem Gemälde wiederholt: Pflanzen, Blumen, Bäume, Landschaften, Tiere, Porträts, als Auszüge einer Enzyklopädie. Diese Motive werden jedoch nie dem Zufall überlassen. Bestehend aus einem Aspekt der Gefühle und der Geheimnisse sind sie das Ergebnis eines Spiels zwischen Form und Bezügen, die beim Zuschauer einen Zweifel erwecken, der in die verschiedenen Schichten des Werks eindringen muss.

Die Werke von Marcel Berlanger, die das Verhältnis zwischen Malerei und Bild in Frage stellen, zeigen die Möglichkeiten der Malerei, kritisch über ihre Praktik nachdenken zu lassen. Seine Malerei zeigt nicht nur das dargestellte Thema, sie zeigt die Weise, wie das Bild heute aufgebaut ist, mit welchen Verfahren sie unsere Sinne einfängt und ihre Macht der vagen Erinnerung auf die Sinne ausübt. Hierfür arbeitet Marcel Berlanger nicht nur mit dem Motiv. Er kopiert haargenau Fotografien, Zeichnungen und Bilder aus Zeitschriften, die aufgrund ihrer Attraktivität und ihrer direkten Identifizierbarkeit gewählt werden, die an erster Stelle von der Technik reden, die sie als Bild bestehen lassen. Die Komposition, die Einstellung, der Ausschnitt, das Format, die Farbe (meistens einfarbig), das Licht bis zur Beleuchtung, ohne die ästhetische Erfahrung zu vergessen, die das zeitgenössische und vielfältige Status des Bildes hinterfragt, und alles trägt dazu bei, die Figur entstehen und verschwinden zu lassen und den sozialpolitischen Inhalt aufzuweisen.

Mit Glasfaser aus Polyester als Träger unterstreicht Marcel Berlanger das Material des Trägers und somit die Wahrnehmung des Werks durch den Tastsinn. Das Werk entsteht in einer räumlich-zeitlichen Erfahrung des Zuschauers, der das Nahe und das Weite, den Maßstab und die Perspektive sowie die Struktur des Raums des Werks ganz intensiv erleben muss. Wenn der Zuschauer sich nämlich dem Gemälde nähert, berührt er es und das Motiv verschwindet. Wenn er sich entfernt, taucht es wieder langsam auf. Der Zuschauer muss seine Position und seine üblichen Wahrnehmungsmechanismen ändern, um das Werk zu verstehen.

Andere vom Künstler in seinen Werken genutzte Spannungsfelder : das Aufwölben (African flag, 2003), der Schnitt (Enjoy Division, 2012) und die Aufbohrung (Cécile de France, 2008). Mit diesen Verfahren durchbricht Marcel Berlanger die Illusion der Tiefe in seinen Bildern, er löst das Thema darin auf und entstellt es, so dass der Zuschauer seine Wahrnehmung erneut anstrengen muss. Und der Künstler spielt mit den Gewohnheiten und ihrer Umkehrung: diese Striche und anscheinend freien Ausschnitte « durchstreichen » das Motiv nicht, sondern gehen ihm voraus. Marcel Berlanger will den Zuschauer dazu bringen, sich der verschiedenen Etappen des Werks und der plastischen Effizienz bewusst zu werden.