SUPERDEMOKRATIE - Der Senat der Dinge

Drei Kulturinstitutionen werden im Oktober während der Ausstellung SUPERDEMOKRATIE mit dem belgischen Senat im Dialog stehen. BPS22 in Charleroi, BOZAR in Brüssel und M HKA in Antwerpen geben der aktuellen Problematik des Senats eine kulturelle Dimension

1.10.2017 - 31.10.2017

PSJM

°2003
Lives in Berlin, DE

Mit Herkunft aus Spanien und Sitz in Berlin vereint PSJM das Duo Pablo San José (1969) und Cynthia Viera (1973).  Zu Beginn seiner Karriere arbeitet San José in der Werbung und beschließt 1998, seine eigene Künstlermarke zu gründen, PSJM, deren Slogan «  Der Künstler ist die Marke, die Arbeit das Produkt » lautet. 2003 stößt Viera mit ihrem Abschluss in Management zum Projekt und erlaubt es dieser « Unternehmensfiktion » zur Realität zu werden: PSJM ist jetzt eine vollständige Handelsmarke, deren Logo absichtlich wie das einer multinationalen Gesellschaft aussieht.

Durch die Fusion dieser beiden so unterschiedlichen Profile entsteht ein Kollektiv, dessen Arbeiten sich auf wirtschaftliche und politische Themen mit einem Bezug zur Kunstgeschichte konzentrieren. Sie sprechen vom Kunstmarkt, der Kommunikation mit den Verbrauchern von Kunst und Kultur, der Funktionalität als künstlerische Qualität, und eignen sich dabei kapitalistischen Ressourcen und Strategien an. « Unsere Arbeit spiegelt allgemeine sozial-wirtschaftliche Probleme wieder » erklärt das Duo. Vom Papier zur Skulptur, sie gestalten ihr Werk auf sehr unterschiedlichen Trägern wie Holz, Aluminium, Flachs, Papier oder auch Videos.

PSJM schafft somit engagierte politische Projekte wie Made for Kids by Kids (2007), eine Reihe von Leuchtkisten, die die Silhouette von Mickey Mouse mit diesem Slogan im Schriftsatz von Disney zeigt  und auf Kinder verweist, die in Entwicklungsländern ausgenutzt werden, um die Produktionskosten zu senken. Der BPS22 stellte in seiner Ausstellung One Shot ! Football et art contemporain eine andere Reihe des Duos vor, bei dem berühmte Sportmarken mit dem Slogan «  Made by slaves for free people » verbunden wurden. Die Reihe, die ursprünglich als öffentliche Skulptur gedacht war, hat die Museen nie verlassen.

PSJM beschreibt eine bedeutende Veränderung der Rolle des Künstlers in unserer Gesellschaft und in der Kunstgeschichte. Das Duo stellt Fragen über die Stellung des Künstlers, welcher Designer, Kurator, Schöpfer, Manager, Werbefachmann usw. sein kann. Ihre Arbeitsstrategie hinterfragt die Struktur der Kunstmode und der Gesellschaft. So fordert das Projekt Marx® (2004-2008), eine komplette Kleidermarke mit Werbekampagne, Vorstellung im Laden usw., zur Überlegung über die Paradoxe der Mode und des Verbrauchs auf.

PSJM leiht vom Marketing eine Reihe von Strategien für die Durchführung des Videos : sehr kurze Bildfolgen in 3D ; hervorgehobene Stimme, die an Katastrophenfilme erinnert ; begrenztes Format, das den Musikclips oder Werbeteasern entspricht ; Bilder, die sich von Marvel, Manga und anderen Videospielen inspirieren; Musik im frenetischen Rhythmus, der von einem lauten Lärm begleitet wird… Wie Antizipationsgeschichten will die Science-Fiction die Zuschauer nicht mehr nur unterhalten, sondern ihnen die möglichen Risiken einer reellen politischen Entscheidung deutlich machen.

Man findet PSJM in mehreren internationalen Ausstellungen, die ihnen eine große Sichtbarkeit in der Kunstszene bieten. Beispiele sind The Real Royal Trip … by the Arts im PS1-MOMA in New York, die 56. Biennale in Venedig, One Shot ! im Museu Brasileiro da Escultura de São Paulo oder die Ausstellung Off Street in A Foundation in London.