Jef Geys
Auf einer langen Rolle braunem Papier, das auf zwei Stöcke aufgerollt ist, steht eine Liste mit Fragen. Diese Liste Fragen, die schön geordnet und nummeriert sind, nimmt die ganze Mauer in Beschlag. Nicht alle Fragen sind sichtbar. Die gesamte Länge der Rolle beträgt sechs Meter! Alle Fragen behandeln das gleiche Thema: die Stellung der Frau. Der Künstler fand seine Inspiration für diese Liste in den damaligen Nachrichten. Obwohl das Werk aus dem Jahr 1965 stammt, sind viele Fragen noch immer brandaktuell.
Hinter dem ästhetischen, dekorativen Äußeren dieses Werks verbirgt sich ein geladener Inhalt. Jef Geys stellt diese Frageliste als Ausgangspunkt für Diskussionen in der Klasse auf. Der Unterricht plastische Erziehung wurde in den 60er Jahren von der Inspektion durch Ästhetik ersetzt. Die Lehrkräfte erhielten entsprechend Zeitgeist alle Freiheit, diesen Unterricht zu füllen. Als einzige Anforderung wurde gestellt, dass in diesen Stunden die Konfrontation mit der Wirklichkeit und der täglichen Aktualität gesucht werden musste. Dieser Anspruch schließt eng mit einer der Grundideen des Künstlers an: über seine Kunstprojekte will er den Zuschauer mit der Realität des Alltags konfrontieren.
Jef Geys geht für dieses Werk von der alltäglichen Wirklichkeit seiner Situation als Lehrer für plastische Erziehung aus. Er konfrontiert seine Schüler mit einem Aspekt aus der Gesellschaft, in der sie leben und der sie direkt betrifft: die Stellung der Frau. Aus diesem Projekt ist dann wiederum das Kunstwerk !Vrouwenvragen? (Frauenfragen) entstanden. Jef Geys brachte dieses Werk in mehreren Auflagen in verschiedenen Sprachen heraus. Auf diese Weise erreichten die !Vrouwenvragen? ein sehr breites Publikum.