SUPERDEMOKRATIE - Der Senat der Dinge

Drei Kulturinstitutionen werden im Oktober während der Ausstellung SUPERDEMOKRATIE mit dem belgischen Senat im Dialog stehen. BPS22 in Charleroi, BOZAR in Brüssel und M HKA in Antwerpen geben der aktuellen Problematik des Senats eine kulturelle Dimension

1.10.2017 - 31.10.2017

SUPERDEMOCATIE / SUPERDEMOKRATIE / SUPERDEMOCRACY

image: (c) Senaat, Collection Province de Hainaut / Dépôt BPS22, Charleroi
Djellabas Nike, Fila, Adidas, 1998
Installation

Die drei vom Künstler geschaffenen Dschellabas feiern die Kleidung der Berber, die in den Maghreb-Staaten weit verbreitet ist. Die Dschellaba, eine lange Tunika mit manchmal einer Kapuze wird nach Europa exportiert und vermischt sich mit den Gebräuchen der westlichen Mode. François Curlet führt in seinem Werk die Synthese dieses Phänomens und bringt auf die traditionelle Kleidung das Logo von Sportmarken an. Die Tunika bekleiden handelsübliche Schaufensterpuppen. Sie sind aus Kunststoff und werden mit typischen Elementen der Sportswear, die in den 80er Jahren mit dem Hip Hop aufgetaucht sind, geschmückt. Der Künstler vereint im gleichen Objekt die Eigenschaften der Dschellaba mit denen der Sportkleidung, die beide für ihre Bequemlichkeit genutzt werden.

Die Notiz des Stücks gibt an, dass es sich um eine « Überlappung der Generationen der moslemischen Gemeinschaft handelt: Verbindung von traditioneller Kleidung mit Markensportkleidung »[1]. Neben der formellen Anordnung gibt es die Identität der Zugehörigkeit einer Jugend, die zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissen ist. Die Dschellabas von François Curlet zeugen vom Gefühl des Nichtdazugehörens einer Generation, die sich weder im Modell des Herkunftslandes, noch in der Gesellschaft, in der sie sich behaupten will, zurecht finden. Diese auf humorvolle Weise vom Künstler dargestellte Dualität unterstreicht die Notwendigkeit, neue Formen der Zugehörigkeit zu erfinden, die mit dem sozialkulturellen Wandel vereinbar sind und auf diesen Wandel angepasst sind. François Curlet versucht so, ein Paradox zu lösen, indem er die Zeichen und Formen sowohl der traditionellen Kultur als auch der westlichen Verbrauchsgesellschaft vereint.


[1] MARY, Francis, in : Curlet. Catalogue. 128 p., Edition cneai, Chatou, 2003, # 38.