Edith Dekyndt
Edith Dekyndt wird im Atelier von Gabriel Belgeonne an der ESAPV[1] ausgebildet, wo sie sich mehr für die physischen und chemischen Verfahren, die mit den Drucktechniken zusammen hängen, als für den Kupferstich interessiert. 1987 erhält sie eine Börse, geht nach Italien und führt Forschungen über Pierro della Francesca und sein Verhältnis zur Geometrie und dem Licht. Sie erhält den Prix du Hainaut im Jahr 1990 und wird 1997 Professor an der Ecole Supérieure des Arts Décoratifs de Strasbourg (ESAD). 1999 gründet sie das Kollektiv Universal Research of Subjectivity, das sie als Ermittlungslabor entwirft und das 2004 zur Vereinigung zur Förderung und Verbreitung der zeitgenössischen Kunst wird. Im gleichen Jahr organisierte BPS22 die erste bedeutende monographische Ausstellung. Ihre Werke zählen zu zahlreichen Kollektionen in Belgien und im Ausland, wie vom MOMA (Museum Of Modern Art) in New York.
Ihre ersten Arbeiten nutzen den Raum als Forschungsfeld, in dem die geometrischen Elemente eingreifen, wo das Licht eine wesentliche Rolle spielt. Edith Dekyndt beobachtet und hebt die Verfahren des Alltags, physische Phänomene über eine minimalistische Ästhetik hervor. Sie zeigt auf poetische Weise, was kaum wahrzunehmen ist, wie Staub, Feuchtigkeit, magnetische Partikel, Wellen oder statische Elektrizität, und spielt immer wieder mit dem Verhältnis zwischen dem Mikroskopischen und Makroskopischen. Ihr Ansatz bezieht sich auf die wissenschaftliche Welt, hat aber eine sensible Zweckmäßigkeit, so dass jede Trockenheit vermieden wird.
1995 gestaltet Edith Dekyndt im Architekturbüro L’Escaut[2] ein Labor, in dem sie eine Reihe von Objekten und Stoffen dem Lauf der Zeit unterwirft ; ihre Verwandlung zeigt das unausweichliche Altern der Materie, was von der Videoaufnahme gezeigt wird. Edith Dekyndt nutzt somit das Video als Verlängerung der bildhauerischen Forschung. Die Künstlerin schafft Werke, um dem Zuschauer eine einzigartige, physische und mentale Erfahrung zu bieten, wozu auch die Vorführung gehört[3].
[1] Die ESAPV, Ecole Supérieure des Arts plastiques et visuels, von Mons (BE) wird seit 2012 ARTS² genannt, Vorher war es die Schule der Schönen Künste.
[2] Eine von Olivier Bastin im Jahr 1989 gegründete Architektengenossenschaft.
[3] Über die Reise und den Ansatz der Künstlerin, siehe : Edith Dekyndt. I Remember Earth, Brüssel, Facteur Humain Editions, 2009.