SUPERDEMOKRATIE - Der Senat der Dinge

Drei Kulturinstitutionen werden im Oktober während der Ausstellung SUPERDEMOKRATIE mit dem belgischen Senat im Dialog stehen. BPS22 in Charleroi, BOZAR in Brüssel und M HKA in Antwerpen geben der aktuellen Problematik des Senats eine kulturelle Dimension

1.10.2017 - 31.10.2017

Charlotte Beaudry

°1968
Works in Brussels, BE
Lives in Brussels, BE
Born in Huy, BE

Schon in ihrer Jugend von dem Wunsch gelenkt zu malen folgte Charlotte Beaudry einem nicht ganz typischen Weg : als Autodidakt bringt sie sich die Technik bei, indem sie bekannte Bilder kopiert. Mit 19 Jahren unterbricht sie ihr Kunststudium, um zu ihrem Bruder zu ziehen, der in London als Dekorateur arbeitet. Hier lernt sie die Techniken der Dekoration wie Fresken, Perspektiven und Patina. Erst spät gelangt sie in die Kunstwelt mit einer Reihe von regelmäßigen Ausstellungen, die auf sich aufmerksam machen und die die Besonderheit ihrer Arbeit hervorheben. 2005 gewinnt sie den Preis Georges Collignon in Lüttich beim MAMAC. 2007 erhält sie die Börse CERA Partner in Art und im darauffolgenden Jahr wird sie zum Preis Ariane de Rothschild nominiert.

Ihre Arbeitsmethode beruht auf Fotografien und Videos, die sie selbst gemacht hat oder im Internet gefunden und methodisch gesammelt hat. Im Allgemeinen wählt sie ein Thema laut der plastischen Dimension des Bildes, das sie auf die pikturalen Eigenschaften analysiert. Anschließend vergrößert sie es und reproduziert es von ganz nahe, was es erkennbar und gleichzeitig fremd macht. Die Kompositionen sind immer einfach, frontal und außerhalb jedes Kontextes oder Lokalisierung, so dass jeder Bezug verloren geht. Sie will keine Geschichte erzählen, sondern starke Bilder zeigen, die auf direkte Weise handeln.

Ihre Gemälde und Zeichnungen stellen in einer gewissen Intimität unterschiedliche Themen aus ihrem Alltag dar, die von jedem falschen Schein befreit sind. Ihre bekanntesten Serien hinterfragen die Schwierigkeit der Veränderungen, die mit den Wirren der Jugend zusammenhängen. Aber wenn sie eine prekäre Architektur malt (Holz- oder Stoffhütten) sind die Themen, die in ihrer gesamten Arbeit zu finden sind, bereits präsent: der Wandel, die Unsicherheit, die Verletzlichkeit, die Unsicherheit. Als sie die Tochter ihres Lebensgefährten, Juliette, in ihrer Entwicklung fotografiert, filmt und in großen, sich bewegenden Porträts darstellt, kommt der Erfolg. Sie malt das junge Mädchen in verklemmten oder provozierenden Posen, das schreit oder fällt, das zu fliehen versucht und sein Gesicht hinter den Haaren, den Händen oder dem Pullover verbirgt, wie Metaphern des unstabilen emotionalen Universums der Jugend, zwischen dem Bedarf sich zu bestätigen und sich zu verstecken. Nach Juliette setzt Charlotte Beaudry ihre Arbeit mit einer Reihe von gemalten, gefilmten und fotografierten Porträts von fünf jungen Mädchen im Alter von 19 Jahren fort,  Mademoiselle nineteen. Inspiriert von dem Film Masculin Féminin von Jean-Luc Godard, stellt sie ihnen Fragen über ihr Leben, ihre Engagements, ihr Verhältnis zur Welt.

Die Künstlerin führt diese Suche noch weiter und spricht auch andere ebenso realistische, aber eher zweideutige Themen an. Verführerische rote Unterwäsche, die wie ein Rennauto dargestellt wird, eine auf die Intimität halb geöffnete Handtasche, die eine unwiderstehliche Lust hervorruft, dort einzudringen, die leere und einfarbige hintere Seite von Masken, die sich auf den Begriff der Identität und des Verbergens beziehen, die Riesenzielscheibe eines abgenutzten und zerstochenen Dart-Spiels, brav nebeneinander liegende rosa Finger auf schwarzem Hintergrund, welche zum Angriff bereit zu sein scheinen, usw. Diese Themen machen neugierig und nehmen ihre sinnliche Kraft aus der Anregung. Egal ob es sich um Alltagsgegenstände, Orte oder die Porträts von jungen Frauen handelt, die Werke von Charlotte Beaudry weisen alle auch zweideutigen Nuancen einer weiblichen Identität auf der Suche nach ihrer Integrität auf.