Mira Sanders
Mira Sanders ist 1973 in Uccle (Brüssel) geboren und arbeitet heute in Brüssel und Gent und unterrichtet in Sint Lucas. 2007 gewinnt sie den « Prix de la Jeune Peinture Belge ». Nach der Entdeckung des Buches Espèce d’espace vom französischen Schriftsteller Georges Perec definiert die Künstlerin sich als « Nutzerin des Raums », die sich darauf konzentriert, ihre Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Formen der städtischen Umwelt zu lenken. Sie befragt den Einfluss unserer kulturellen Konditionierung auf unsere Wahrnehmungssysteme, wandert durch die Städte und will ihre persönliche Vision sowie die Vision der Einwohner, denen sie begegnet, auf ganz sensible Weise deutlich machen.
Mira Sanders will die Verbindung zwischen den verschiedenen von ihr in ihren städtischen Erkundungen gesammelten Bildern unterstreichen. Ihr künstlerischer Ansatz baut auf verschiedene Phasen auf, die sie dann in einer vergrößerten Zeichnung konkretisiert. Zuerst erforscht sie das städtische Gebiet, als Stätte des Kulturerbes oder als Industriestadt, und sammelt dort Zeugnisse, Tonaufnahmen, Notizen, Fotos, Videos oder Skizzen, die von der Architektur inspiriert werden, und ihren Austausch mit der Bevölkerung. Infolge dieser Begegnungen und Beobachtungen entwickelt sie das, was sie als « mnemonische Zeichnungen » bezeichnet, d.h. « Zeichnungen als Gedächtnisstützen », die es ihr erlauben, in ihrem Geist die Gespräche und Emotionen, die sie während ihrer Pilgerwanderung erlebte, wieder aufleben zu lassen.
Auch wenn diese Künstlerin der zahlreichen Disziplinen ihre Wanderungen mit Fotos oder Tonaufnahmen untermalt, um ein « Erinnerungsbild » zu behalten, zieht sie die Zeichnung den anderen Ausdrucksformen vor, wenn es darum geht, ihre Arbeit zu konkretisieren : « Die Zeichnung ist für mich die erste Schrift », erklärt sie. Nach ihren Erkundungsgängen sammelt Mira Sanders ihre direkt angefertigten Skizzen und Zeichnungen, bevor sie Fragmente davon in einer großen Komposition zusammen bringt, die schließlich vergrößert wird. « Die Technik der Zeichnung », so die Künstlerin « ist eine Erforschung unserer eigenen Kenntnisse und unserer Fähigkeiten. Es ist eine Suche nach den Grenzen und dessen, was weiter geht, mit der Eventualität eines möglichen Scheiterns, aber auch wenn alles gut geht mit dem Unerwarteten als Belohnung ».
Über den künstlerischen Ansatz selbst schlägt Mira Sandes ebenfalls vor, in ihren Zeichnungen einen « physischen Ansatz » zu sehen, d.h. die Orte zu erkunden und sie in einer vollständigen Intimität in allen Dimensionen aufzunehmen, d.h. auch die Architektur, die Geschichte oder Physik, sowie die mentalen, affektiven oder sentimentalen Ansätze : also eine neue Art definieren, wie ein Lebensraum erkundet wird. Sie zeichnet so ein fiktives und poetisches Gebiet auf und kombiniert dabei einen persönlichen Ansatz mit zahlreichen Folgen, die sie von anderen Personen ausgeliehen hat. Ihre Methode scheint an den anthropologischen oder soziologischen Forschungen anzulehnen, insofern sie ihre Beobachtungen mit den Beiträgen der verschiedenen Gesprächspartner, die sie anspricht, kreuzt.